Laudatio zum 70-jährigen Bestehen des K.V. Die Schnaken



 

Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Gäste,

liebe Mitglieder und Freunde des Karnevalvereins "Die Schnaken",

 

wir sind heute hier zusammengekommen, um das 70-jährige Bestehen des Karnevalvereins "Die Schnaken" zu feiern. 70 Jahre ist eine lange Zeit, aber der Eine oder Andere kann sich vielleicht noch an das Jahr 1953 erinnern?

 

Rufen wir es uns dieses Jahr doch noch einmal ins Gedächtnis:

 

·   Der Krieg ist seit acht Jahren zu Ende und Frankfurt befindet sich noch im Wiederaufbau.

·   Die Deutsche Mark ist gerade 5 Jahre alt und gilt als harte Währung.

Und was geschieht in der Welt?

 

·   Im Januar stirbt Josef Stalin.

·   Auf der IAA im April stellt die Firma Messerschmitt ihren Kabinenroller vor. Er wird unter dem Spitznamen Schneewit- schensarg in die Autogeschichte eingehen.

·   Im Mai haben der Neuseeländer Edmund Hillary und der Sherpa Tensing als Erste den Mount Everest bezwungen.

·   Am 17. Juni beginnt der blutige Aufstand der DDR gegen das SED-Regime. Dieser Tag wird später zum "Tag der Deut- schen Einheit".

·   Zwei Wochen danach wird Elizabeth II zur Königin von Eng- land gekrönt.

·   Bei der Bundestagswahl am 06. September gewinnt Adenauer die absolute Mehrheit.

·   Und am 01. Oktober wird der KV "Die Schnaken" gegründet.


Die Pfarrei Allerheiligen in der Thüringer Straße am Zoo war die Geburtstätte des Vereins. Die Karnevalabteilung der Katholischen Jugend war 1952 bereits aktiv und hat auch den Namen

„Die Schnaken“ aus der Taufe gehoben.


Am 01. Oktober 1953 trafen sich neun Mitglieder dieser Jugendabtei- lung in der Gaststätte Spessart am Ostbahnhof, um den Karnevalver- ein „Die Schnaken“ zu gründen.


Ich betone in diesem Zusammenhang, dass es sich um eine Jugend- gruppe handelte.

 

Die neun Gründungsmitglieder waren:

Werner Bayer Walter Gebert Waldemar Harwardt Kurt Hauff

Edmund Kiesel Horst Wilhelm Klug Herbert Ritter Andreas Thoma

und Rolf Walter


Mit Ausnahme von Edmund Kiesel, er war damals 45 Jahre, waren die Gründungsmitglieder zwischen 21 und 23 Jahre alt. Das waren junge Menschen, die den Krieg und die Jahre danach bewusst miterlebt hat- ten.

Vor diesem Hintergrund hatten die jungen Leute den Mut und die Willenskraft, Verantwortung für einen Verein zu übernehmen.

 

Sie gründeten ihn nicht nur, sie organisierten auch die Veranstaltun- gen, mieteten Räumlichkeiten an, machten Verträge mit Musikkapel- len und gingen Verpflichtungen ein, die unter Umständen ihre ganze Zukunft finanziell gefährden konnten.


Sie hatten aber einen Vorteil: Der überstandene Krieg und der Wie- deraufbau machten die Menschen aufgeschlossen für Vergnügungs- veranstaltungen.

Schon kurz nach der Gründung richteten sie im „Steinernen Haus“ ein Oktoberfest aus. Sie hatten Rosita Alcaraz, eine damals von Film und Bühne bekannte spanische Tänzerin, engagiert. Außerdem war ein Zauberer, ein plaudernder Musikant und die „Zwei Coopers“ als


lustige Kaskadeure verpflichtet worden. Das Oktoberfest wurde zum großen Erfolg, und es konnten viele neue Mitglieder geworben werden.


Die Euphorie war groß - da gab es einen Dämpfer, denn für die fällige Vergnügungssteuer war nicht mehr genug Geld in der Kasse. Aus heu- tiger Sicht wäre es das Aus für den jungen Verein gewesen. Aber auch das prägte die damalige Zeit, denn die Mitglieder hielten nicht nur zu- sammen, nein, sie legten auch zusammen und gaben dem Verein ein zinsloses Darlehen. So konnte die Vergnügungssteuer bezahlt werden.

Wieder auf festen Füßen stehend, richteten „Die Schnaken“ am 11.11.1953 in der Gaststätte Bühling in der Hanauer Landstraße ihre erste Fastnachtsveranstaltung – eine Eröffnungssitzung – aus.

Am 23.01.1954 folgten ein Kostümfest, wieder im „Steinernen Haus“ und am 07.02.1954 die erste große Prunksitzung im damaligen Ko- mödienhaus in Sachsenhausen - heute TSV - Sachsenhausen.

Während Eröffnungssitzung und Kostümfest gut besucht waren, war die erste große Prunksitzung, von der Besucherzahl her gesehen, eine Pleite. Das Programm und die Ausstattung waren von bester Qualität, dies bestätigte auch die Presse, aber der Karnevalverein aus "Hibbde- bach" wurde damals in Sachsenhausen einfach ignoriert.

Getreu dem Motto: „Was uns nicht umbringt macht uns nur stärker“, frischten sie ihre Kasse am Fastnachtssonntag bei einem Maskenball im Handwerkersaal und dem Rosenmontagsball, am 01.03.1954, in den Räumen des „Steinernen Hauses“ wieder auf. Auch hier feierten sie große Erfolge. So musste das „Steinerne Haus“ wegen Überfüllung auf polizeiliche Anordnung hin zeitweise sogar geschlossen werden.

 

Der Erfolg gab ihnen Recht. Innerhalb kurzer Zeit wurde der K. V.

„Die Schnaken“ ein fester Begriff in der Frankfurter Fastnacht.

 

Im September 1955 wurden sie als Mitglied in den Großen Rat der Karnevalvereine in Frankfurt aufgenommen und sind seit dieser Zeit ebenfalls Mitglied der Interessengemeinschaft Mittelrheinischer Kar- neval in Mainz und des Bundes Deutscher Karneval in Köln.


Seit 1955 wirken „Die Schnaken“ außerdem mit unterschiedlichen Motivwagen beim Frankfurter Fastnachtszug mit.

 

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Ein Karnevalverein braucht natürlich auch eine Garde. Sie wurde 1966 gegründet. Sieben Mädchen zeigten unter ihrer Kommandeuse Dolly Braun ihr Können.

 

Die meisten Gardemädchen kamen von den "Westendlern".

 

Die Garde war nicht nur eine herzerfrischende Bereicherung bei den Sitzungen, sie war auch sonst sehr erfolgreich und konnte bei Turnie- ren einige Preise gewinnen. Im Laufe der Jahre hat sich die Struktur der Garde verändert. Neben der Großen Garde gab es eine Kleine Garde und eine Purzelgarde. Begeistern konnten alle auf ihre Art.

 

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1966 war überhaupt ein ereignisreiches Jahr für „Die Schnaken“: Damals bekamen sie ihre Standarte. Sie sehen sie im Hintergrund und

„Die Schnaken“ sind sehr stolz auf sie.


Bereits in den Anfangsjahren zeichnete sich der Verein dadurch aus, dass er nicht nur den Karneval, sondern auch ganz intensiv die Bezie- hung zu seinen Mitgliedern pflegte. So wurden nicht nur Kostümfeste, Maskenbälle, Lumpenbälle und Heringsessen organisiert und ausge- richtet. Auch außerhalb der Kampagne waren Sommerfeste, Busfahr- ten, Tanzabende, Nikolausfeiern und Frauennachmittage gern besuch- te Veranstaltungen.

 

Das Engagement der Vereinsmitglieder erweiterte sich. So beteiligten sie sich auch bei den Kerbeumzügen in Sachsenhausen. Hier haben sie zweimal den ersten Preis als originellste Gruppe erhalten.


Auch im sozialen Bereich engagierten sie sich. So ist zu erwähnen, dass sie über 10 Jahre für den Altenclub im Johanna-Melber-Weg, kostenlos Sitzungen veranstaltet haben.

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Ein geflügeltes Wort sagt: „Jeder Sachsehäuser is en Frankfurter, awer en Frankfurter is noch lang kaan Sachsehäuser“.

„Die Schnaken“ wollten beides sein.


Nachdem sie sich im Osten gegründet hatten und zeitweise in Born- heim beheimatet waren, orientierten sie sich immer mehr nach Sach- senhausen. 1972 traten sie dem Vereinsring Sachsenhausen bei, in dem sechs Karnevalvereine in der Kampagne zusammenarbeiteten.

 

Daneben knüpften „Die Schnaken“ weitere enge freundschaftliche Verbindungen zu Karnevalvereinen außerhalb von Frankfurt.

 

Dazu gehören:

·   die Sandhasen aus Mörfelden,

·   die Aascher Schnooken aus Eichen/Nidderau,

·   dieTanzgarde 2008 e.V. Steinbach/Taunus,

·   der KV Bessungen 1905 e.V. mit Ihrem Kolonia Express und

·   die Karneval Abteilung Blau-Weiss der Freien Turnerschaft Dörnigheim


Mit ihnen wurden und werden viele Jahre Vortragende und Schau- nummern ausgetauscht. Außerdem nahmen „Die Schnaken“ mit ihrem Motivwagen abwechselnd an Fastnachtsumzügen der Sandhasen in Mörfelden bzw. des Karnevalszug-Verein-Maintal e.V. in Dörnigheim

teil. Aktuell nehmen die Schnaken im 2 Jahres-Rythmus wechselnd an der Römer Erstürmug oder am Eschborner Fastnachtsumzug teil. Eine Abordnug "Der Schnaken" als Fußgruppe in Liederbach nicht zu vergessen.

Selbstverständlich besuchen die befreundeten Vereine gegenseitig ihre

Sitzungen. So werden nicht nur Freundschaften gepflegt, so bleibt man auch karnevalistisch auf dem Laufenden.


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Eine Karnevalsitzung ohne Elferrat ist fast undenkbar. „Die Schna- ken“ hatten zwei Elferräte, einen Damen- und einen Herrenelferrat. Der Damenelferrat wurde in der Kampagne 1980/81 von dem damali- gen Ministerpräsidenten Erich Lang gegründet. Als erste Ministerprä- sidentin leitete Gisela Kern bis 1999 den Damenelferrat. Dann ging das Zepter in die Hände von Daniela Reza über.


Die Sitzungen wurden bei den Schnaken von beiden Elferräten gelei- tet. Im Regelfall saß der Herrenelferrat im ersten Teil der Sitzung auf dem Podium, nach der Pause kamen dann die Damen mit voller Wuppdizität auf die Bühne.

 

2005 musste diese schöne Tradition aufgegeben werden. Altersbedingt hatte sich die Anzahl der Elferräte soweit reduziert, dass sich die Ver- antwortlichen entschlossen mit einem gemischten Elferrat aufzutreten und sie erzielten gute Erfolge damit.

 

Weniger erfolgreich waren die "Schnaken" mit ihrer Garde. Mehre Gardemitglieder hatten eine berufliche Ausbildung begonnen und dort stand, verständlicherweise, der berufliche Werdegang an erster Stelle. Der Vorstand hatte sich intensiv aber leider erfolglos um Nachwuchs für die Garde bemüht.

 

So nahm sich die Garde im Februar 2005 eine "Auszeit". Da kam den "Schnaken" die freundschaftlichen Beziehungen zu Gute und sie en- gagierten die Garden der befreundeten Karnevalsvereine.

 

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In vielen Fällen ist das Schiff das Symbol der Karnevalvereine, auch bei den Schnaken. So stellt ihr Wagen bei den Umzügen ein Schiff dar.

 

Wie ein Schiff hatte der Karnevalverein „Die Schnaken“ in den ver- gangenen 70 Jahren manche schwere See zu bewältigen. Manchmal waren es die Verantwortlichen auf der Brücke, manchmal die Ruder- gänger, die das Schiff wieder auf den richtigen Kurs und in ruhige Gewässer gebracht haben.


Ähnlich auf und ab ging es auch bei der Zahl der Mitglieder. In guten Zeiten zählten sie über 120, heute sind es zweidrittel Mitglieder weniger.

 

Wichtig für den Verein und seine Freunde ist, dass sich die Mitglieder in den Verein einbringen, mitarbeiten und bei allen Veranstaltungen mitmachen. Und das klappt bei den "Schnaken" zur großen Freude al- ler Beteiligten beispielhaft.

 

Die Verantwortlichen an der Vereinsspitze haben früh die Zeichen der Zeit erkannt und auf Gemeinschaftsveranstaltungen mit anderen Ver- einen hingewirkt. So haben sich bereits Ende des vergangenen Jahr- hunderts fünf Sachsenhäuser Vereine zusammengeschlossen, um die Kampagne mit der Vereidigung zu eröffnen. Es waren die SKG 47, die SKV 80, der ESCC "Die Elfer" und "Die Schnaken". Gemeinsam mit dem Sachsenhäuser Musik Corps zogen sie jeweils am 11.11. mit klingendem Spiel durch die Straßen von Sachsenhausen und haben in der Großen Rittergasse die Kappenschwestern und -brüder auf die neue Kampagne eingeschworen.

 

Im Laufe der Jahre haben sich mehrere Frankfurter Vereine ange- schlossen. Auch die Struktur der Veranstaltung wurde geändert, aber die Grundidee der Vereidigung in Sachsenhausen wurde erhalten und sie ist eine feste Größe in der Frankfurter Fastnacht.

 

Eine gute Idee und viel Überzeugungsarbeit hat 2009 die erste Gemeinschaftssitzung "5 im Südbahnhof" auf den Weg gebracht.

 

Es waren die SKG 47, der ESCC "Die Elfer", der KC "Schöne Mülle- rin" und der KV "Die Schnaken". Ursächlich waren die Probleme der einzelnen Vereine für ihre Eröffnungssitzungen die Säle voll zu be- kommen und sie bei den steigenden Mieten und GEMA-Gebühren kostendeckend attraktiv zu gestalten. Nach einigen Anlaufschwierig- keiten wurde "5 im Südbahnhof", wenn auch in einer etwas anderen Zusammensetzung, ein toller Erfolg.

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2018 sind die Schnaken das vierte Blatt des Närrischen Kleeblatt's im Haus Ronneburg in Ffm.- Preungesheim. Die weiteren Kleeblätter sind: FKG Die Eulen, der 1. FBC 1986, und der FKG Rot-Weiss

e.V. 1958.Die übrigen Veranstaltungen wurden überwiegend in dem Begegnungs- und Servicezentrum Riedhof durchgeführt.

 


In den vergangenen 70  Jahren verstand sich der KV "Die Schnaken" immer als Pfleger des karnevalistischen Brauchtums, der mit Humor

und Witz Freude und Frohsinn verbreiten wollte und es sich auch für die Zukunft ganz groß auf die Fahne geschrieben hat. Der Vorstand bedankt sich bei seinen Mitgliedern, Akteuren und Senatoren die mit großem Zeitaufwand und noch größerem Engagement allerlei Veran- staltungen vorbereitet, organisiert und durchgeführt haben und es auch weiterhin tun werden. Dabei hat der Vorstand auch immer gerne den Rat und die Erfahrung seiner Altvorderen angenommen.

 

Dank gilt auch den Sponsoren und Gönnern des Vereins, ohne ihre finanzielle Unterstützung hätte vieles nicht verwirklicht werden können.

 

 Schließen möchte ich die Laudatio mit den Worten des Gründungs- mitglieds Horst Wilhelm Klug, zum 25-jährigen Bestehen des KV  „Die Schnaken“e.V.

 

 

 

Das sind die Starken im Leben, die unter Tränen lachen,

ihr eigenes Leid verbergen und andere fröhlich machen.